Neurologie

Der Bereich der Neurologie (von griech. neuron „Nerv“ und logos „Lehre“), übersetzt mit Nervenlehre, beschäftigt sich in der Ergotherapie mit der therapeutischen Nachbehandlung der Folgen von Erkrankungen oder Verletzungen des Nervensystems. Die Ergotherapie ist dabei nicht nur in der akuten Nachbehandlung im stationären Bereich tätig, sondern auch die aus der Nervenschädigung häufig folgenden Einschränkungen im Alltag der betroffenen Personen sind Ansatzpunkte.

Ergotherapie kommt häufig dann ins Spiel, wenn…

  • …Bewegungseinschränkungen oder Schwellungen aufgrund von spastischen oder schlaffen Lähmungen entstehen.
  • …betroffene Personen Schwierigkeiten beim Schuhe binden, selbstständigen An- und Ausziehen, Öffnen und Schließen von Knöpfen oder Reißverschlüssen etc. haben.
  • …betroffene Personen bei der selbstständigen Körperpflege Unterstützung benötigen (Erlernen neuer Methoden zur selbstständigen Durchführung der Körperpflege).
  • …Tätigkeiten nur mehr mit einem Arm/einer Hand ausgeführt werden können. Eine professionelle Hilfsmittelberatung bzw. Erlernen des Einsatzes von Hilfsmitteln oder einhändigen Techniken ist notwendig.
  • …aufgrund der Erkrankung kognitive Einschränkungen auftreten und strukturiertes, geordnetes Handeln im Alltag nicht mehr gelingt.
  • …starke Schmerzen aufgrund einer Lähmung oder einer Spastik bestehen.
  • …Kontrakturen (Verkürzung/Versteifung) vorgebeugt werden muss, weil eine Extremität nicht mehr aktiv bewegt werden kann.
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  • …die Griffkraft oder die Fingergeschicklichkeit zur Durchführung von Alltagsaktivitäten (z.B. Öffnen von Tuben und Schraubgläsern) nicht ausreicht.
  • …kognitive Schädigungen zu einer Verminderung der Konzentration oder Aufmerksamkeit führen und dadurch die Orientierung (zeitlich, örtlich, zur Person, situativ) eingeschränkt ist oder Alltagssituationen (Herd ausgeschaltet? Haustür abgesperrt?) als unüberwindbare Herausforderungen erscheinen.
  • …das Sichtfeld aufgrund eines Neglects oder einer Beeinträchtigung des Sehnervs eingeschränkt ist (Fortbewegung in der eigenen Wohnung, Übersehen von Dingen, Sicherheit im Straßenverkehr).
  • …Verletzungen beim Kochen (z.B. Schnitt in den Finger, Verbrennungen) aufgrund einer Sensibilitätsstörung (verminderte Schmerzwahrnehmung der betroffenen Extremität) nicht wahrgenommen werden.
  • …Angehörige Unterstützung und Beratung benötigen (z.B. Transfers).

Die Ziele der Ergotherapie im neurologischen Bereich können sich auf alltägliche Tätigkeiten, berufliche Aufgaben etc. beziehen:

  • Frau D. zieht sich selbstständig eine Jacke an und schließt den Reißverschluss.
  • Frau D. kontrolliert vor dem Verlassen der Wohnung, ob der Herd ausgeschaltet ist und sperrt die Wohnungstür ab.
  • Frau D. vergewissert sich jeden Tag morgens über Datum und Termine des bevorstehenden Tages auf ihrem Stehkalender.
  • Frau D. plant ihren Tagesablauf Schritt für Schritt.
  • Frau D. setzt die betroffene Hand im Alltag als Haltehand bei verschiedenen Handgriffen ein.
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  • Frau D. geht beim Kochen strukturiert nach Rezept vor und kocht sich selbstständig einfache Gerichte.
  • Frau D. nutzt ein Einhänderbrett, um selbstständig Obst und Gemüse zu schneiden.
  • Frau D. erlernt den Einhänderknoten und kann sich somit selbstständig die Schuhe binden.
  • Frau D. führt die morgendliche Körperpflege (Zähneputzen, Kämmen, Anziehen) selbstständig durch.
  • Frau M. transferiert Frau D. unter Zuhilfenahme von erlernten Handgriffen rückenschonend vom Bett in den Rollstuhl.

Therapiemittel, die im Bereich der Neurologie zum Einsatz kommen, können sein:

  • Alltagstraining (Anziehen, Körperpflege, Kochen,…)
  • Training der visuell-räumlichen Wahrnehmungsverarbeitung
  • Sensibilitätstraining
  • Feinmotoriktraining
  • Erlernen von spezifischen Techniken (z.B. Einhänderknoten, Umgang mit Einhänderbrett etc.)
  • Hilfsmittelberatung
  • kognitives Training (Förderung von Konzentration, Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit,…)
  • Orientierungstraining
  • aktive und passive Mobilisation
  • Ödembehandlung
  • funktionelles Training
  • Spiegeltherapie
  • Kontrakturprophylaxe
  • Schmerzreduktion
  • Erlernen von gelenk-, rücken- und kraftschonenden Transfertechniken für Angehörige und Betroffene
  • allgemeine Beratung/Unterstützung der Angehörigen